Die Haller FDP lehnt den von der Bürgermeisterin für die nächste Schulausschußsitzung gemachten Beschlußvorschlag zur Errichtung einer Gesamtschule in Halle ab. Ein wesentliches Problem ist aus unserer Sicht, daß bisher nicht wirklich Alternativen zu einer Neuordnung der Schullandschaft mit einem radikalen Schnitt in Form der Implementierung einer neuen Schulform erörtert wurden. Erst sollte es eine Gemeinschaftsschule sein, dann die Sekundarschule und schließlich muß es jetzt unbedingt eine Gesamtschule sein. Andere Varianten wie z. B. eine Verstärkung der interkommunalen Zusammenarbeit mi t den Nachbarkommunen wurden gar nicht ernsthaft in die Diskussion gebracht. Insbesondere das Gespräch mit den Nachbarkommunen wurde nicht in dem bei einer solch weitreichenden Entscheidung erforderlichen Maße gesucht. Dabei wäre das aus unserer Sicht zunächst die naheliegendste Vorgehensweise gewesen, um eine abgesicherte Entscheidung treffen zu können.
Mit dem Hauptargument, daß bald die Hauptschule keine Schüler mehr hat, wird in Halle derzeit versucht, eine Neuordnung der Schullandschaft durchzusetzen. Tatsächlich zeigen die Prognosen der Schulentwicklungsplanung für Halle ausreichende Schülerzahlen für die Hauptschule bis 2021. Das Vorgehen bei der Gründung der Gesamtschule hat Auswirkungen auf die gesamte Schullandschaft im Altkreis. Insbesondere in den Gemeinden Werther, Halle und Borgholzhausen ist diese derzeit noch intakt. Ob das nach der Gründung der Gesamtschule Halle noch so wäre, ist aus unserer Sicht fraglich. Insbesondere stellt sich die Frage, wie lebensfähig die dann noch bestehenden Schulgebilde sind.
Aber auch immer wieder vorgetragene weitere Gegenargumente zur Gesamtschulgründung wie z. B. mögliche erhebliche Schülerverluste beim Kreisgymnasium wurden bisher nicht wirklich widerlegt. Für das KGH bedeutet lange vor einer tatsächlichen Existenzgefährung die Konkurrenz durch eine zweite Oberstufe schon ein erhebliches Problem. Um entsprechend gute Kursangebote machen zu können, ist eine gewisse Breite der Stufen erforderlich. Bei einer Zweizügigkeit sind naturgemäß weniger Kursangebote in der Oberstufe möglich als bei einer Drei- oder Vierzügigkeit. Das kann z. B. dazu führen, daß in einer Stufe nicht in allen Naturwissenschaften oder nur in einer Gesellschaftswissenschaft ein Leistungskurs angeboten werden kann, was die Wahlmöglichkeiten und damit die Attraktivität der Schule beeinträchtigt. Aber auch in der Unter- und Mittelstufe drohen Einschränkungen bei den musikalischen Eingangsklassen oder bei der Europaklasse. Die von den Befürwortern immer wieder angeführte mögliche Zusammenarbeit der Oberstufen des KGH und einer angestrebten Gesamtschule ist nach dem derzeitigen Stand unrealistisch. Bisher ist es den Befürwortern nicht gelungen, eine nennenswerte Anzahl Beispiele für eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen Oberstufen von Gymnasien und Gesamtschulen zu nennen. Auch ist es nur schwer vorstellbar, wie dieses angesichts von G8 und G9 in der Praxis funktionieren soll.
Ähnliches hinsichtlich der Problematik zurückgehender Schülerzahlen wie für das Kreisgymnasium gilt natürlich auch für die Kreisgesamtschule und deren Oberstufe. Hier von den aktuell hohen Zahlen der abgewiesenen Bewerber auch auf künftig auskömmliche Schülerzahlen zu schließen greift angesichts der demographischen Entwicklung (selbst nach den optimistischeren Kreiszahlen gibt es in Werther und Borgholzhausen im Jahre 2020 nur rd. 200 10-jährige Kinder) zu kurz.
Was die Hauptschule angeht, so muß angemerkt, daß durch eine Verteilung auf die Nachbarkommunen das Problem der schwachen Schüler nicht gelöst wird. Aber gerade hier müßte angesetzt werden, da dieses das wahre Kernproblem ist, um daß es in Wirklichkeit gehen muß. Stattdessen wird darauf vertraut, daß eine neue Schulform die Lösung bringt. Bisher ist der Nachweis nicht erbracht, daß die Gesamtschule hier bessere Arbeit leisten kann als die bestehende Hauptschule. Vielmehr besteht die Gefahr, daß die Probleme übertüncht aber nicht gelöst werden.
Zu der aktuellen Vorlage der Verwaltung für den Schulausschuß am 11. Dezember 2012 ist anzumerken, daß die Stadtverwaltung bei den Schülerzahlen in den nächsten zehn Jahren die deutlich günstigeren Prognosen des Kreises Gütersloh, also den best-case, zu Grunde legt. Nach dem Kreis gibt es in Halle im Jahre 2012 200 10-jährige Kinder. Im gesamten Altkreis soll es dann 775 10-jährige Kinder geben. Nach den Geburtenzahlen betragen die Zahlen nur 160 10-jährige Kinder in Halle und 585 10-jährige Kinder im gesamten Altkreis. Die Prognosen des Kreises liegen um 25 % bzw. 32 % über den tatsächlichen Geburtenzahlen.
Was die angesprochene Haltung der Nachbarkommunen angeht, so muß gesagt werden, daß diese mit ihrer Schulpolitik nicht in eine vergleichbar direkte Konkurrenz zu bestehenden Schulangeboten treten wie es eine Haller Gesamtschule täte. In Borgholzhausen und Werther sind keine Veränderungen der Schullandschaft geplant. In Steinhagen und Versmold sollen Sekundarschulen zum Tragen kommen. Diese treten jedoch nicht in direkte Konkurrenz zu vorhandenen Schulangeboten am Ort oder in den Nachbarorten, sondern ersetzen die dort bestehenden Haupt- und Realschulen.